Makroskopische Anatomie
Folgt man der freien Übersetzung des Begriffs, so bedeutet makroskopische Anatomie: mit dem bloßen Auge Präparate betrachten. Makroskopische Anatomie ist jedoch viel mehr als das! Es ist wohl DER vorklinische Kurs, der von den Studierenden mit der größten Spannung erwartet wird und mit den meisten Emotionen verbunden ist.
Im Laufe eines Jahres wird in diesem Kurs in Kleingruppen von jeweils drei bis vier Studierenden ein Leichnam komplett präpariert. Zur adäquaten Vorbereitung auf den Kurs bieten wir ein Skript an, das die einzelnen Arbeitsschritte beschreibt und die jeweiligen Themen vorgibt. Die mündlichen Prüfungen am Präparat zum Abschluss eines Präparationstages dienen als wichtiger Motivationsfaktor zum Lernen und zur Überprüfung des eigenen Wissens. Während der Präparation wiederum wird das Gelernte praktisch umgesetzt – die Studierenden „begreifen“ die Anatomie und können dadurch theoretisch Gelerntes langfristig verinnerlichen und später am Patienten leichter wieder abrufen. Außerdem erlernen die Studentinnen und Studenten sogenannte „Soft Skills“ wie Teamfähigkeit, die für das spätere Berufsleben wichtig sind.
Damit die klinische Bedeutung anatomischer Strukturen nicht zu kurz kommt – sie ist ja letztlich der Grund, warum genau dieses Fach studiert wird – präsentieren wir im Kurs Röntgenbilder, aber auch pathologische Demonstrationspräparate. Durch die Pathologie soll die Bedeutung „normaler“ versus krankhafter Organfunktionen verdeutlicht und hervorgehoben werden: Wer einmal einen Herzinfarkt „live“ gesehen hat, dem sind die Versorgungsgebiete und die Bedeutung der Herzkranzarterien klar! Für mich als Kursleiterin und Fachärztin für Pathologie ist der Brückenschlag in die Klinik ein wichtiger Motivationsfaktor im Kurs. Deswegen halte ich jährlich zu Semesterende eine Pathologie-Vorlesung ab, in der die speziellen Fälle aus dem Kurs demonstriert und besprochen werden.